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Das CCP in der Presse: Interview mit P. Zollner SJ in der FAZ

Es gibt im Vatikan nicht einmal eine zentrale Stelle, an die sich mutmaßliche Opfer wenden können. Vor diesem Hintergrund hatte sich die von Papst Franziskus im Jahr 2014 eingesetzte Kinderschutzkommission im vorigen Dezember brieflich an die Glaubenskongregation gewandt und darum gebeten, dass Betroffene, die sich an die CDF wendeten, auch eine Antwort erhielten. Einer der Sekretäre wies das Ansinnen der Kommission umgehend zurück. Die Irin Marie Collins, die von Papst Franziskus als Betroffene in die Kinderschutzkommission berufen worden war, trat darauf aus der Kommission aus. Manch einer wollte daraufhin wissen, dass im Vatikan die Uhren in Kampf gegen Kindesmissbrauch längst wieder rückwärts gingen. Der Vizerektor der Päpstlichen Universität Gregoriana, der aus Deutschland stammende Jesuit Hans Zollner, teilt diese Sichtweise nicht. Er hält es Papst Franziskus zugute, dass er seit 2013 die kirchlichen Führungseliten gezwungen hat, sich mit diesem Thema zu befassen. Als Mitglied der Kinderschutzkommission ist der Psychologe und Theologe im direkten Auftrag des Papstes oder des Staatssekretariates ein Gutteil des Jahres unterwegs, um die römische Kurienbehörden, aber auch Bischofskonferenzen, Ordensobere und Ausbildungsverantwortliche in aller Welt für dieses Thema zu sensibilisieren. Parallel dazu hat das vom Erzbistum München und Freising sowie aus privaten Spenden inanzierte „Zentrum für Kinderschutz“ an der Gregoriana unter seiner Leitung in den vergangenen Jahren Präventionskurse entwickelt, die dem Einsatz der Kirche für den Schutz von Kindern in den verschiedenen Kulturräumen Nachdruck und Glaubwürdigkeit verleihen sollen. Und erst jüngst hat das Kinderschutzzentrum der Universität einen Kongress ausgerichtet, auf dem sich mehr als 140 Vertreter von Kirchen, Regierungen und Internetwirtschaft sowie Wissenschaftler aus aller Welt mit Fragen eines besseren Schutzes der Würde der Kinder im Internet beschäftigten. „Der Papst ist in der Materie drin“, sagte Zollner dieser Zeitung. Mehr noch: „Er ist sich auch der Kritikpunkte an der CDF und der Kinderschutzkommission bewusst.“ Die Kirche habe zu spät reagiert und sei zu langsam, habe der Papst gegenüber den Mitgliedern der Kommission im September zugegeben. Durchgreifende Änderungen sind jedoch nicht in Sicht. Nach allem, was im Vatikan zu hören ist, wird es wohl dabei bleiben, dass alle Missbrauchsverfahren in Rom geführt werden. Eine Dezentralisierung in großem Stil ist auf absehbare Zeit nicht möglich. Fachleute für kirchliches Strafrecht, die solche Verfahren führen könnten, gibt es außer in Rom, in wenigen westeuropäischen Ländern und im angelsächsische Raum fast nirgends. Bleiben dürfte es indes auch dabei, dass die Kinderschutzkommission nach Ablauf ihres ersten Mandates zum Ende dieses Jahres als Beratungsgremium des Papstes bestehen bleibt und weiterhin keiner Kongregation zu- oder untergeordnet wird. Wie bisher wird sie keine Vollmachten gegenüber Kurienbehörden oder einzelnen Personen haben und auch nicht mit der Bearbeitung von Missbrauchsfällen befasst sein. Doch diese vermeintliche Schwäche könnte ihre Stärke sein. Zollner stellt sich die Kommission als eine Art Denkfabrik vor, die systematisch das ganze Feld von Prävention bis Strafverfahren beobachtet, Themen und drängende Probleme identifiziert und deren Bearbeitung über den Papst in Auftrag gibt. „Ein großes Problem waren viele falsche Erwartungen“, sagt Zollner rückblickend. Mit einem neuen Mandat für die Kinderschutzkommission rechnet er in den kommenden Wochen. Dann dürfte sich auch herausstellen, wie die Betroffenen im Vatikan Gehör finden. Im Raum steht die Idee, der Kinderschutzkommission einen Beirat zuzugesellen, in dem Frauen und Männer, die in der Kirche Opfer von sexualisierter Gewalt geworden sind, eine unüberhörbare Stimme bekommen.

 

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