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Pandemie begünstigt Missbrauch – Neue Podcastfolge von Würde.Leben

Münchner Kirchenradio (MKR) / Sankt Michaelsbund veröffentlicht eine Zusammenfassung der dritten Folge des Podcasts:

Klickzahlen auf entsprechenden Internetseiten und erste Studien belegen es: die Coronapandemie befeuert den Konsum von Darstellungen sexueller Ausbeutung an Kindern und reale Missbrauchstaten. Für den Jesuitenpater Hans Zollner vom Centre for Child Protection (CCP) ein Grund zur Sorge. In der neuesten Folge des Podcasts Würde.Leben weist der Präsident des kirchlichen Kinderschutzzentrums in Rom auf diese Entwicklungen hin. Durch staatlich angeordnete Ausgangsbeschränkungen, Kurz- und Heimarbeit seien Kinder und Jugendliche Missbrauchsverbrechen besonders im familiären Umfeld noch stärker ausgeliefert als sonst. „Es ist natürlich schwerer, sich Hilfe zu suchen, wenn die Täter ständig in der Nähe sind“, so Pater Zollner. Diese fühlten sich zudem weniger beobachtet und in ihrem Tun noch sicherer als vor der Pandemie: „Die Kinder und Jugendlichen dürfen nicht mehr in den Kindergarten oder in die Schule, Lehrer oder Erzieher haben gar keine Chance mehr, Anzeichen von Missbrauch zu erkennen.“.  Die Täter stünden zudem selbst unter den Bedingungen des Lockdowns, „sind unausgelastet oder gestresst, das senkt die Hemmschwelle und steigert das Risiko.“ Schon im vergangenen Sommer hätten Studien in Spanien und Italien ergeben, dass die gemeldeten Fälle etwa um etwa ein Drittel gestiegen seien. „Dabei müssen wir aber von einer extrem hohen Dunkelziffer ausgehen.“ Ebenso beunruhigt den Präventionsexperten, „dass die Zugriffe auf Internetseiten mit Darstellungen sexuellen Missbrauchs und sexueller Gewalt an Kindern deutlich zugenommen haben“. Weltweite Erhebungen gehen von einer Verdoppelung bis Verdreifachung solcher Seitenaufrufe seit dem Beginn der Pandemie aus. Pater Zollner beklagt, „dass die technischen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft werden, um solche Abbildungen zu finden, zu löschen und diejenigen zu bestrafen, die die sie hochgeladen haben.“ Dafür seien vor allem ökonomische Gründe ausschlaggebend: „Kein Social Media-Unternehmen hat ein Interesse an Einschränkungen, weil sich durch viele Klicks der wirtschaftliche Nutzen erhöht.“ Von politischer Seite würden Eingriffe mit Hinweis auf die Freiheit des Internets abgeblockt. Vor Weihnachten habe es in Brüssel keine Einigung darüber gegeben, wie in der EU Plattformbetreiber auch weiterhin solches Missbrauchsmaterial aus dem Verkehr ziehen können: „Die Gesetzgeber sind auf internationaler Ebene offensichtlich nicht bereit, die Konsequenzen zu ziehen und Kinder wirklich umfassend zu schützen“, so Pater Zollner. In der neuen Folge des Podcasts Würde.Leben ruft er dazu auf, gerade in der Corona-Pandemie verstärkt auf sexuellen Missbrauch zu achten: „Diejenigen, die sich nicht melden können, weil sie zu klein oder von der Kommunikation abgeschnitten und Drohungen ausgesetzt sind, kommen zurzeit nicht in den Fokus.“ Das sei „bestürzend, deshalb muss die Gesellschaft das stärker in den Blick nehmen“. Mut macht dem Jesuitenpater, „dass wir am CCP in den vergangenen Monaten ein stark zunehmendes Interesse an unseren E-Learning-Angeboten zur Prävention von Missbrauch festgestellt haben“. Offenbar sei vielen Menschen bewusst, dass mehr zum Schutz gefährdeter Kinder und Jugendlicher getan werden müsse.

Die dritte Folge von Würde.Leben, den das CCP in Zusammenarbeit mit dem Michaelsbund produziert, ist auf allen üblichen Podcastplattformen und auf der Internetseite mk-online.de zu finden.