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Menschenwürde als Kompass

Das Kindermissionswerk, ein langjähriger Unterstützer des CCP, hat eine folgende Pressemitteilung verschickt, in der der Ruhestand von Dr. Franz Marcus bekannt gegeben wird.

Wir sind ihm Dr. Marcus sehr dankbar für seinen langjährigen und selbstlosen Einsatz in Unterstützung unserer gemeinsamen Mission, dem Einsatz für eine sicherere Kirche, besonders für die Kleinen und Schutzbefohlenen.

 

Dr. Franz Marcus als Vorstandsmitglied des Kindermissionswerks verabschiedet / Fachgespräch zu Herausforderungen weltkirchlicher Zusammenarbeit

Aachen. Die Mitarbeitenden des Kindermissionswerks ‚Die Sternsinger‘, Vertreter der Gremien des Hilfswerks sowie Partner aus der Einen Welt und aus Deutschland haben sich am vergangenen Freitag in einer Videokonferenz von Dr. Franz Marcus verabschiedet. Nach 19-jähriger Tätigkeit, unter anderem als Leiter der Auslandsabteilung, als Mitglied des Vorstands und als Beauftragter für den Kinderschutz im Ausland verlässt Dr. Marcus zum 30. April das Hilfswerk der Sternsinger. Den Schwerpunkt der Verabschiedung, die aufgrund der Corona-Pandemie im digitalen Rahmen stattfand, bildete ein Fachgespräch unter dem Motto „Menschenwürde als Kompass“.

Pater Hans Zollner SJ, Leiter des „Centre for Child Protection“ in Rom und Mitglied der Päpstlichen Kinderschutzkommission, Br. Jean Paul Muller SDB, Generalökonom der Salesianer Don Boscos, und Prof. Dr. Josef Sayer, früherer Hauptgeschäftsführer von Misereor, diskutierten über aktuelle Herausforderungen weltkirchlicher Zusammenarbeit. Dabei ging es um wichtige Themen wie Missbrauchsprävention in der katholischen Kirche, gerechte Zukunftsperspektiven für Kinder und Jugendliche sowie die Kirche in der Situation struktureller und politischer Gewalt. Moderiert wurde das Impulsgespräch von Susanne Brenner-Büker von der Stabsstelle Kinderschutz  im Kindermissionswerk.

Pater Hans Zollner fand deutliche Worte zum Missbrauch in der katholischen Kirche. „Überall auf der Welt gibt es Betroffene sexualisierter Gewalt im kirchlichen Kontext. Weltweit lassen sich dabei ähnliche Prozesse feststellen, nämlich Verleugnung, Versetzung und Verweigerung. Sie sind Teil einer Vertuschungskultur der Kirche und leider ändert sich bislang die gesamtkirchliche Haltung zur Aufarbeitung und zur Integration der Präventionsmaßnahmen nur langsam“, so Zollner. „Wir beobachten zu häufig eine Abschiebung der Verantwortung und Verantwortlichkeit. Dabei  braucht es institutionelle und persönliche Konsequenzen, wir brauchen Mut zu Entschiedenheit und Entscheidungen und wir müssen mit den Betroffenen von Missbrauch zusammenarbeiten“, betonte Zollner.

Bruder Jean Paul Muller ging in seinem Redebeitrag auf gerechte Zukunftsperspektiven für Kinder und Jugendliche ein. „Junge Menschen leiden viel zu oft unter zwischenmenschlicher Gewalt, sie sind von den langsamen, aber bereits spürbaren Einbrüchen des Klimawandels und den Auswirkungen an vorderster Front betroffen“, sagte Muller. „Bei der wachsenden Zahl junger Menschen auf der ganzen Welt ist es völlig klar, dass wir uns als Kirche mit ihnen und für sie engagieren müssen und mit ihnen zusammenarbeiten, indem wir sie dabei unterstützen, für ihre Rechte einzutreten und die Bedingungen zu schaffen, unter denen sie persönlich Fortschritte machen können und eine aktive Rolle in Kirche und Gesellschaft übernehmen können.“

Die Menschenwürde als Kompass, das Motto des Fachgesprächs, griff auch Prof. Dr. Josef Sayer in seinem Kurzvortrag auf. Dabei schlug er zunächst einen Bogen zu Auguste von Sartorius, auf deren Initiative vor 175 Jahren das Kindermissionswerk gegründet wurde. „Augustes Empathie für die Leidenden und deren menschliche Würde war entscheidend. Diese Empathie wurde wirklich nachhaltig wirksam und führte zu einer echten Veränderung“, sagte Sayer und mahnte: „Die Armen als Partner dürfen nicht Objekte unserer jeweiligen Entwicklungsvorstellungen sein, Vorstellungen, die allzu leicht und unmerklich in neokolonialartige Muster abdriften können.“

Zum Abschluss der Diskussionsrunde verabschiedete sich Dr. Franz Marcus von den Anwesenden und dankte den vielen langjährigen Kolleginnen und Kollegen, Weggefährten und Freunden. „Das Ziel war es immer, das Kindermissionswerk weiter voranzubringen, um so den Kindern in der Welt effektiv helfen zu können und ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Meine Freude, für dieses Hilfswerk gearbeitet zu haben, lag nicht zuletzt an dem großen Enthusiasmus der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich danke allen für ihr Engagement für die Menschenwürde weltweit“, so Dr. Marcus.

Zur Person:

Als drittes Mitglied gehörte Dr. Franz Marcus seit 2004 zum Vorstand des Kindermissionswerks. Seit 2017 ist Dr. Marcus zudem der Beauftragte für Kinderschutz im Ausland für das Kindermissionswerk. Von 2002 bis 2017 leitete er den Projektbereich im Hilfswerk der Sternsinger. Zuvor war er als Leiter des Bildungsreferats bei der Bischöflichen Aktion Adveniat in Essen tätig und arbeitete unter anderem bei Misereor und der Gesellschaft zur Förderung des Nord-Süd-Dialogs, dem heutigen Exposure- und Dialogprogramm e.V., in Bonn. Im Jahr 1998 promovierte er zum Dr. theol. an der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg (Schweiz) über das Thema „Kirche und Gewalt in Peru. Befreiende Pastoral am Beispiel eines Elendsviertels in Lima“. Von 1987 bis 1993 war Dr. Marcus als sozialpastorale Fachkraft von AGIAMONDO (bis 2019: AGEH – Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe) und der Bethlehem Mission Immensee (Schweiz) in Peru tätig.

 

Foto: Carl Brunn/Kindermissionswerk