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„Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Spiritualität und der Umgang mit Missbrauch – Artikel von P. Zollner

artikel zolBei einer Begegnung mit Papst Franziskus sagte ein Missbrauchsopfer mit tiefer Traurigkeit und Verzweiflung: „Jesus hatte seine Mutter bei sich, als er in sein Leiden ging und starb. Meine Mutter, die Kirche, hat mich in meinem Schmerz und meiner Einsamkeit im Stich gelassen.“ In diesem einen Satz lässt sich einiges von dem erkennen, wie schrecklich Missbrauch ist, was das Spezifische am sexuellen Missbrauch von Minderjährigen in der Kirche ist, und was die Kirche und besonders die Verantwortlichen in der Kirche ändern müssen. Hier kommt die spirituell-religiöse Dimension ins Spiel, die bei Missbrauch durch einen Kleriker eine einzigartige Bedeutung erlangt. Wenn jemand vom eigenen Vater missbraucht wird, gibt es immer noch jemand, an den man sich mit der Bitte um Hilfe wenden kann: Gott. Wenn aber ein Priester missbraucht, einer, der Gott qua Amt repräsentiert und von dem die Theologie sagt, er sei alter Christus, dann verdunkelt sich das Gottesbild, dann kann man in eine abgrundtiefe Dunkelheit und Einsamkeit fallen. Das ist auch möglich bei Missbrauch durch Nicht-Kleriker, aber es bekommt eine andere, schwerwiegende Qualität, besonders für jene, für die Glaube, Liturgie und Gottesbeziehung wichtig waren. Für viele Betroffene wird die Möglichkeit, an Gott zu glauben oder sich ihm anzuvertrauen, dauerhaft beschädigt oder gar zerstört.

 

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